Wie alles begann mit Sunshine Divers (Teil 5)

Wenn ich zurückblicke und unsere News so lese, dann klingt alles von uns wie eine einzigartige Erfolgsstory. Aber es war nicht immer nur alles eitel Sonnenschein. Es gab auch Rückschläge – und nicht zu wenige. Auch davon will ich euch heute erzählen. Zumal ich ganz sicher bin, dass es gerade die Schwierigkeiten sind, die uns weiterbringen. Auch wenn wir das vielleicht im Augenblick des Schreckens erst nicht erkennen. Was war passiert?

Wir waren zuhause, gerade mal 500 Meter Luftlinie von Tauchcenter entfernt. Und freuten uns nach einem sehr langen Tag (zu früh) auf einen entspannten Abend. Um 23.00 Uhr klingelte das Telefon. Wer konnte das sein, so spät? Was ich dann hörte, konnte ich erst nicht glauben. Ich ging zum Balkon und sah einen rötlich-orangefarbenen Schein über der Basis. Und eine hässlich schwarze Wolke die nix Gutes verhieß. Sofort rannte ich los,  mit tausend panischen Gedanken im Kopf, die sich bewahrheiteten: Unser Camp stand in Flammen! Was für ein Albtraum. Zum Glück waren alle Gäste in Sicherheit. Panisch rief ich bei der Feuerwehr an, während nur der Schein der immer größer werdenden Flammen das Szenario erhellte. Verzweifelt bildeten wir alle eine Löschkette und schütteten eimerweise Wasser in das Feuer. Völlig erfolglos, denn die Flammen verschluckten das Wasser völlig unbeeindruckt.

Etwa 6 Meter hoch erhob sich die Feuerwand und wir mussten völlig hilflos mit ansehen, wie unser Dach, unsere Klimaanlagen, all unsere Investitionen, unsere Heimat, unsere Hoffnung und unser Zukunft vom Feuer zerstört wurden. Aus dem Dunkeln kam einer meiner ägyptischen Mitarbeiter auf mich zu. Mit rußverschmierten Gesicht umarmte er mich mitten im Chaos. Ich musste weinen… als endlich, nach gefühlten Stunden, die Feuerwehr eintraf.

Am nächsten Morgen offenbarte sich uns ein wahres Schlachtfeld. Asche mit dem Löschwasser vermischt ergab eine schwarz-graue Schlammschicht, die sich wie ein Leichentuch über das Camp gelegt hatte. Was sollte nun nur werden? Mut haben mir letztlich unsere Gäste gemacht, die morgens um 8.00 Uhr mit Eimern und Kehrschaufel vor mir standen und meinten „Wir gehen nicht tauchen, wir helfen hier beim Aufräumen …“ Und so machten wir uns alle gemeinsam an ein neues Kapitel der Sunshine Divers.

 

Wie alles begann mit Sunshine Divers (Teil 3)

doch bevor ich überhaupt ans Umbauen dachte, waren da eine ganz andere Sache wichtig: das Staff (Personal)!

Ich hatte den unschätzbaren Vorteil, dass ich nach nunmehr siebenjähriger Arbeitszeit in Sharm el Sheikh in jedem Tauchcenter gearbeitet hatte. Und dabei lernt man natürlich viele Kollegen kennen, und ich wußte, wo ich die besten Guides finden konnte, wo die besten Tankboys. Wenn ich so zurück blicke, dann habe ich einen Großteil des Erfolges der Sunshine-Divers Story meinem Personal zu verdanken.
Ehrlich. Das ist meine feste Überzeugung. Vor 4 Wochen, dachte ich mir so: Ich sollte Shazly etwas schenken, er ist bereits seit 10 Jahren bei Sunshine-Divers. Dann blickt man ein bisschen aufmerksamer um sich: Mustafa ist auch schon seit 10 Jahren hier, und Islam und Esam und Walid und Sabri. Und darin liegt unser Geheimnis. Wir sind eine Familie, und ich kann aus dem Stegreif von jedem meiner Mitarbeiter seine Geschichte erzählen. Das würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen.

Nur eine kleine Anekdote, die aufzeigen soll, wie tief verbunden und alt eingesessen wir sind:

Vor 16 Jahren stand ich am Flughafen Sharm El Sheik, im Koffer mein Tauchequipment und eine feste Zusage von einem Tauchcenter in Sharm für einen Jahres-Arbeitsvertrag. Voller Hoffnung und gespannter Erwartung kam ich aus dem Ausgang des Airports. Schnell nahm ich einen Ägypter wahr, der ein Schild mit meinem Namen in der Hand hielt. Ich erinnere mich an diesen kleinen verschmitzt aussehenden Ägypter sehr gut und es war es meine erste Begegnung mit Shazly.

Damals noch „Tankboy“ und er hatte den Auftrag bekommen einen noch sehr frischen und unerfahrenen Tauchlehrer aus München abzuholen: mich. Ich habe nicht schlecht gestaunt über seine taucherischen Fähigkeiten, bis ich feststellte, dass er gar keine Brevetierung hatte… aber 100 Tauchgänge?

Aus unserer Begegnung wurde eine aus meiner Sicht lange Freundschaft, und ich bin stolz darauf ihn vom Open Water Diver bis zum Rescue Diver ausbilden zu dürfen. Aber ich bin noch mehr stolz darauf, was er daraus gemacht hat: er ist nicht nur ein super Tauchlehrer sondern hat auch noch die deutsche Sprache erlernt.
Und so eine Geschichte gibt es auch bei jedem unserer anderen Mitarbeiter – und genau das vermittelt unseren Gästen sofort den Eindruck, sie wären in einer großen Familie.

Wir helfen uns gegenseitig und sind für einander da. Qualität kann nur aus Fürsorge und Mitgefühl für den anderen entstehen. Das Personal und dessen Zusammengehörigkeit ist für mich das Fundament unseres Bestehens.

Kein neues Dach macht das wett….

Und wenn wir wieder mal was richtig tolles erreicht haben, dann kann man ihn hören, unseren gemeinsamen Ruf: SUNSHINEIATEN! AHOOOOO!

Wie alles begann mit Sunshine Divers – Teil 2

… Allein unter Männern

Was wäre also gewesen, wenn? Wenn Franziska und Ute nicht zu selben Zeit in Sharm gewesen wären? (lies hier Kapitel 1)
Und mich — Klaus Reinhard — die beiden Frauen mich nicht zum Ausmalen meines Traumes von der eigenen Tauchschule animiert hätten? Da lag ich also einige Tage später erneut. Und ganz allein. Auf dem Boden eines Hauses, das diesen Namen nicht verdiente.

Kiesel und Wüstensand im Rücken, das Mondlicht durch die baufällige Dachkonstruktion scheinend. All das und auch alles andere in der wunderschönen Sharks Bay – so erfuhr ich am nächsten Tag – gehörte den Beduinen. Mir war sofort klar: Ich musste diesen Mann treffen. Meine erste Begegnung mit meinem potenziellen Vermieter Mr. Fareg Saad gestaltete sich mehr als denkwürdig.

Ich hatte eine gefühlte Ewigkeit meine Runden am Strand gedreht. War aufgestanden, hatte mich wieder gesetzt, um gleich wieder unruhig loszulaufen. Mit knapp zwei Stunden Verspätung stand er dann endlich vor mir. Ich, Klaus Reinhard mit knappen 1,70 in Shorts und T-Shirt traf auf diesen großen stattlichen Beduinen mit mehr als 1,95 m Körpermaß. Einander taxierend standen wir uns gegenüber. Er war hager und in eine landestypische Kalabea und einen rot weißen Turban gehüllt.

Das markante, fast scharfkantige Gesicht wurde dominiert von seinen tiefschwarzen Augen, die mich während unseres Gespräches musterten. Dort wo heute die beliebten Strandzimmer 1, 2 und 3 stehen, saßen wir also vor knapp zehn Jahren auf dem Boden der ehemaligen Rezeption. Tee trinkend und redend, trug ich Mr. Saad mein Anliegen und den Wunsch nach einem Mietvertrag vor. Er hörte aufmerksam zu und bot mir fortwährend Tee an. Hatte ich meinen Tee ausgetrunken, folgte ein Gebet. Wieder und wieder trug ich meinen Wunsch nach einem Vertrag vor. Wieder und wieder trank ich Tee, aß eine Kleinigkeit und nahm an seinem Gebet teil.

Tag um Tag dasselbe Ritual. Die Tage gingen ins Land, mein Teekonsum stieg exorbitant und auch meine Gebete wurden immer länger. „Herr, bitte mach, dass er mir endlich diesen Vertrag gibt.“ Stets begannen unsere Gespräche mit Formalien, stets endeten sie in Gebeten und Tee Zeit. Alles was mir fehlte, war diese eine verdammte Unterschrift. Und hier war mein wahres Problem: Deutsche Korrektheit traf auf arabische Gepflogenheit: Denn bei den Beduinen zählt allein das Wort eines Geschäftsmannes. Alles andere empfindet dieser spezielle Schlag an Menschen an Beleidigung und Affront. Seit nunmehr zehn Jahren haben wir also eine tragfähige Geschäftsbeziehung, deren Basis das Wort zweier Männer ist, ihr Handschlag und das gegenseitige Vertrauen. So war es vor zehn Jahren und so ist es bis heute geblieben. Mein warmherziger Dank an dieser Stelle an Mr. Saad und seine Familie!

Ich konnte also starten. Der Umbau der Gebäude für die Sunshine Divers Tauchschule konnte endlich beginnen. Wie aufregend. Lebens 3.0 konnte endlich beginnen. Voller Enthusiasmus fuhr ich am nächsten Tag mit einer reichlich befüllten Einkaufsliste in den örtlichen Baumarkt. Und nahm die positive Erfahrung – von wegen Handschlag und so – mit auf meine Shoppingtour. Natürlich sei die Beschaffung von diesem und jenem kein Problem. Ach hätte ich doch damals gewusst, dass nicht alle Ägypter Beduinen sind und für den kleinen Angestellte in der lokalen Baumarkt-Kette ganz andere Regeln gelten …. Davon mehr im nächsten Kapitel 3…

sharks bay alt
Sharks Bay vor 10 Jahren

Wie alles begann mit Sunshine Divers – Teil 1

Es wäre natürlich der helle Wahnsinn, wenn ich, Klaus Reinhard, hier eine Geschichte a `la „Der Mann und das Meer“ im Stile Hemingways präsentieren könnte. Ganz so dramatisch, war es dann doch nicht. Denn wenn es das gewesen wäre, hätte ich ganz sicher auch den Literaturnobelpreis bekommen! Und dann wäre ich heute – zehn Jahre später – sicher mehr damit beschäftigt, die Stifte zu spitzen, nicht aber die Flaschen zu füllen.

Doch wie auch beim guten alten Ernest, war das Meer mein Schicksal und – da bin ich wiederum besser dran als Hemingway und sein Riesenfisch – zwei junge Frauen namens Franziska und Ute! Eine Münchner Tauchschule hatte mich nämlich angefragt, ob ich nicht den Open Water Diver für sie beenden könne. Und der sollte auf Wunsch der Schüler in Sharm sein Finale finden. Ute und Franziska waren zwei der Open Water Diver, die ich seinerzeit mit Freude zu Profis gemacht habe.

Wir verstanden uns einfach super und so war es nicht verwunderlich, dass mich die beiden auch später noch besuchten. Denn – anders als die Mädels nach der bestandenen Prüfung– hatte ich meinen Heimflug mehr als einmal „verpasst“. Weil ständig Angebote als Tauchguide kamen, die ich einfach nicht ablehnen konnte. So gingen die Monate ins Land und eines Tages standen Ute und Franziska erneut Mal als tauchende Gäste vor meiner Tür. Und nur ein paar Stunden später stand ich mit eben diesen beiden Frauen mehr zufällig als gewollt, vor den sprichwörtlichen Trümmern meiner (heutigen) Existenz: Die alten Ruinen in der Bay! Ob die beiden mir wohl auch dazu geraten hätten, diese maroden historischen Gemäuer wiederzubeleben, wenn sie gewusst hätten, was bald darauf in der neu von mir eröffneten Tauchschule namens Sunshine Divers Club in der Sharks Bay passieren würde?
weiterlesen im Kapitel 2

Klaus_Sharks Bay_guide_sm
Der Anfang von Sunshine Divers – 10 Jahre – Klaus vorm Checkdive in Sharks Bay